Erwartungen

Niemand glaubt, dass sein Leben nur so ganz ok verlaufen wird.

Wir glauben alle, dass aus uns was ganz besonderes wird. Und von dem Tag an, sind wir voll hoher Erwartungen. Wir erwarten von uns, dass wir neue Wege beschreiten, dass wir Menschen helfen, dass wir etwas bewegen. Wir haben hohe Erwartungen an den Menschen der wir sein möchten. Wohin wir gehen werden. Und aber auch hohen Erwartungen an andere.

Es gibt wohl keinen Lebensbereich, in dem die Erwartungen größer sind als im Muttersein.

Am stärksten spüren wir sie oft in uns selbst: den Anspruch, alles im Griff zu haben, nie erschöpft zu sein, die perfekte Balance als Partnerin und Mutter zu finden. Von außen kommt das Bild der makellosen Mutter, immer geduldig, immer stark, immer voller Liebe. Gesellschaft, Familie, Social Media, alle wissen scheinbar, wie „gute Mutterschaft“ auszusehen hat.

Wir wünschen uns Harmonie, Nähe, Anerkennung. Und wenn das nicht gelingt, fühlen wir uns, als würden wir versagen. Aber dann sind da die Kinder. Sie erwarten nichts Perfektes. Sie brauchen keine makellose Mutter. Sie wollen unsere Nähe, unser echtes Lächeln, unsere Hand, wenn die Welt groß wird.

Auch vor Fotoshootings sind Mütter sehr angespannt und haben hohe Erwartungen an sich, die Kinder, den Partner und den Fotografen. Aber das darf alles kleiner werden, denn manchmal überrascht uns das Leben oder das Ergebnis mit etwas viel Schönerem, als wir es je geplant hätten.

Genau das versuche ich in meiner Fotografie einzufangen: die ehrlichen Momente jenseits der Perfektion. Das Chaos, die Müdigkeit, das Lachen, die kleinen Gesten, die zeigen , hier ist echte Verbindung. Vielleicht geht es bei Erwartungen am Ende gar nicht darum, sie alle zu erfüllen.

Sondern darum, die wichtigen zu erkennen: Liebe, Respekt, Präsenz.

Und so schwer es auch sein mag, etwas wirklich zu wollen und zu erwarten. Die größte Leere entsteht doch letztendlich dort, wo wir nicht wissen, was wir wollen...