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Teilzeit-Nomaden

  • Dani Pardhan
  • 16. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Einige junge Erwachsene haben sich im frühen Erwachsenenalter entschieden, mehrere hundert Kilometer weit weg von der eigenen Familie ein neues Leben aufzubauen. Studium, Job, die große Liebe oder einfach der Wunsch nach Veränderung, die Gründe waren vielfältig. Damals klang es nach Freiheit und Abenteuer. Doch mit den Jahren, spätestens wenn man selbst eine Familie gründet, verändert sich der Blick. Die Distanz zur Ursprungsfamilie wird spürbarer, manchmal sogar schmerzlicher.



In der neuen Heimat wächst ein Alltag heran mit Partner, Kinder, Arbeit, neuen Freundschaften und Routinen. Man richtet sich ein, gründet neue Traditionen und fühlt sich angekommen. Gleichzeitig bleibt die alte Heimat mit Eltern, Geschwistern und alten Freunden bestehen, die einen schon seit Kindheitstagen begleiten.



Viele beschreiben dieses Leben wie einen ständigen Spagat. Auf der einen Seite will man im Hier und Jetzt präsent sein, auf der anderen Seite zieht es einen immer wieder zurück zu den Wurzeln.



So wird das regelmäßige Kofferpacken zum festen Bestandteil des Lebens. Alle paar Wochen steht die Reise an. Taschen ins Auto, Proviant für die Kinder, Stunden auf der Autobahn oder im Zug. Alles nur, um ein Wochenende lang die Ursprungsfamilie zu sehen . Eltern, die die Enkelkinder erleben wollen, Geschwister, die man sonst nur digital trifft.



Doch nicht nur die Familie wartet dort, sondern auch alte Freunde. Menschen, mit denen man früher spontan durch die Nacht zog, die nun ebenso zwischen Beruf, Partnerschaft und Familie jonglieren. Jedes Wiedersehen ist ein kleines Fest und gleichzeitig ein Kampf gegen die Zeit, weil man allen gerecht werden möchte.



So schön die Besuche sind, aber sie bringen auch ein Gefühl mit, das viele Teilzeit-Nomaden nur zu gut kennen: das schlechte Gewissen. Man weiß, dass die Familie in der alten Heimat vieles verpasst. Die ersten Schritte der Kinder, kleine Alltagsmomente, Geburtstage, die nicht gemeinsam gefeiert werden. Die Großeltern würden so gerne öfter teilhaben, aber man kann nicht ständig da sein. Und zurück in der neuen Heimat nagt das Gefühl, nicht genug zu geben , weder dort noch hier.



Zwischen den Reisen helfen Videoanrufe, Sprachnachrichten und geteilte Fotos, die Distanz zu überbrücken. Doch echte Nähe entsteht erst beim gemeinsamen Kaffeetrinken am Küchentisch, beim Spaziergang durch vertraute Straßen oder beim Lachen der Kinder mit Oma und Opa.



Teilzeit-Nomade zu sein bedeutet, mit zwei Heimaten zu leben und beide ernst zu nehmen. Die alte Heimat schenkt Wurzeln und ein Stück Identität, die neue Heimat gibt Stabilität und Zukunft. Beides ist wichtig. Kinder lernen dabei, dass Familie und Freundschaft nicht an Kilometer gebunden sind, sondern durch gemeinsame Zeit, Rituale und Liebe lebendig bleiben.



Am Ende geht es nicht darum, sich für eine Seite zu entscheiden, sondern zu erkennen: Heimat darf mehr als ein Ort sein, manchmal sogar zwei.

 
 

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